Identitäre Bewegung

Unser Reizthema heute: die Identitäre Bewegung.

What? Was? Den inflationären Gebrauch des Begriffs „identitär“ habe ich zum ersten Mal in Michel Houellebecqs total beschissenem Roman „Unterwerfung“ gesehen. (Ich empfehle die Lektüre meiner Buchkritik, die enthält viele schlimme Wörter und ist mindestens doppel so gut wie das Buch selbst.)
Jemand, der sich als identitär bezeichnet, beruft sich auf die hohe sinnstiftende Wichtigkeit einer Gruppenzugehörigkeit – und wie wir schon aus dem Sozialwissenschaftsunterricht wissen, fühlen wir uns ja außerhalb unser Peer-Group immer ein bisschen kacke.
Im richtigen Leben hat diese „Identitäre Bewegung“ kürzlich an der wilden Segelei im Mittelmeer teilgenommen, wo Schlepper Leute aus Afrika fast nach Europa bringen und dann aussetzen, damit sie von Ärzten ohne Grenzen und anderen Vereinen gerettet werden können. Die wiederum tun zwar etwas Humanitäres, verschärfen aber das Gesamtproblem der Flüchtlingsströme ja auch nur – denn würde keiner gerettet, führe vielleicht auch keiner mehr los. Die „Identitären“ jedenfalls wollten die Rettungsboote der NGOs entern, oder was weiß ich.
Und als ich gestern auf einem Laternenpfahl einen Aufkleber dieses Vereins gesehen habe, habe ich ihre Homepage besucht. Bisschen allgemeines blabla über Heimatliebe etc., dann aber der Knaller: die Kategorie „Unsere Aktivisten“. Da abgelichtet sind die Topathleten dieser Bewegung. Ich weiß nicht recht, wie ich das sagen soll, ohne verletzend zu werden. Aber einer mit Hosenträgern und ein Vollbarthipster sind noch die Unverfänglichsten. Bei anderen schwappt einem eher das Klischee vom schneidig frisierten Neonazis-Kaderführer oder vom dicken abgehängten arbeitslosen Ostdeutschen in die Rübe. Hinzu kommt, dass die Porträts so aussehen, als hätte die Polizei auf einer Demo Fahndungsfotos geschossen. Also mein Fazit: ganz schlecht präsentiert. Ich hatte echt gehofft, da mal ein paar normale Leute aus der Mitte der Bevölkerung zu sehen, und dann echt so ein Klischee. Schade. (Versteht mich nicht falsch: ich will keinem Unrecht tun, vielleicht sind die alle supernett, aber wenn ich schon solche Assoziationen kriege, dann… naja, dann halt. So.)

Und sonst: überall Fressen von Politkern an den Straßenlaternen – auch nicht besser, schon gar nicht, wenn einem bewusst wird, dass es völlig verstrahlte Parteien wie die MLPD gibt. Beim Stöbern im Internet die „Junge Welt“ entdeckt, eine linke Propagandazeitung fernab jeder Realitätswahrnehmung. Einen Infostand der Grünen in der Fußgängerzone gesehen - genau so ein Klischee, wie bei den Identitären, bloß am linken Ende der Skala. Terroranschlag in Barcelona, Fahrer des Lieferwagens sieht auf dem Fahndungsfoto aus wie viele der Marrokaner, die hier am Hauptbahnhof herumlungern. Die Zeit schreibt, dass man die alle nur mehr in den Arm nehmen muss, dann wird das schon. Martin Schulz heuchelt Betroffenheit, im Hintergrund lacht eine dicke Ziege von der SPD und setzt ein schönes Denkmal für die Verlogenheit in der Politik. Erdogan vom Bosporus zieht seine Diktatorennummer weiter durch, lässt auch im Ausland Regimegegner verhaften und gibt Wahlempfehlungen für deutsche Staatsbürger mit türkischem Migrationshintergrund, und Donald Trump ist echt immer noch Präsident der USA.

Warum bloß laufen auf der Welt so viele Arschlöcher herum? Können nicht einfach alle mal nett zueinander sein? Da würde ich sofort mitmachen, ernsthaft.

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