Notaufnahme

Unser Reizthema heute: Notaufnahme

Wer sich beim Kochen unabsichtlich den Finger verkürzt oder beim unachtsamen Durch-die-Wohnung-Tanzen den Kopp anhaut, der guckt in der Regel erstmal sparsam und staunt, wieviel Blut aus so einem Menschen eigentlich rauskommen kann. Unweigerlich folgen dann Gedanken, ob die angesägte Fingerkuppe die Pianistenkarriere vereiteln könnte, oder ob einfach eine echt hässliche Schramme am Kürbis zurückbleibt und wir bei eBay künftig als „Scarface763“ verkaufen müssen.
Und während Igor, der sich in Sibirien versehentlich die Axt ins Bein gehauen hat, wahrscheinlich einen ölverschmierten Lappen darumbinden und zur Flasche greifen würde, treibt uns in unserem medizinisch gut- bis überversorgten Land unser Gewissen an den einzigen Ort, wo man unser Leben noch retten kann: in die Notaufnahme.
Und Notaufnahme Samstag Nacht ist wirklich das Nonplusultra der Unterhaltung – eine grandiose Mischung aus Asi-TV vom Nachmittag und Scrubs. Denn abgesehen von ein paar wenigen wirklich schlimm verunfallten Menschen, für die diese Einrichtung einst geschaffen wurde, tummeln sich da u.a. folgende Personen:
- ein Vater mit seinem Kind, das offensichtlich irgendwas verbunden hat und schon vier Stunden wartet.
- ein Typ, der auf einer Pritsche pennt, ohne erkennbare Probleme
- ein alter Kurde mit Rücken, der seine ganze Familie zur Unterstützung mitgebracht hat – und jeder hat dem Arzt was mitzuteilen
- ein Hausmütterchen, das nur mal was zu ihren Medikamenten nachfragen wollte
- ein Typ, der sich die Harke durch den Gartencroc gehauen hat
Und bis man da dann dran ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Platzwunde schon wieder zugewachsen ist. Da sollte jeder mal genau überlegen, ob selber verbinden nicht reicht.

Denn Notaufnahme ist echt kein Spaß. Ernsthaft.

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